Inzwischen gibt es viele Paare, die sich im Internet gefunden haben und miteinander glucklich sind. Therapeutin Alexandra Hartmann erklart gegenuber FOCUS Online, ob Liebe auch schon vor dem ersten Date entstehen kann – und wie man Enttauschungen vermeidet.
Eisblaue Augen, langes, blondes Haar und ein markantes Gesicht: Konstantin war atemberaubend schon, fand Sophie. Au?erdem teilte er – laut seinem Profil – viele ihrer Interessen und schrieb ihr charmante Nachrichten. „Das ging ungefahr drei Wochen, dann wollte ich ihn https://datingranking.net/de/marriagemindedpeoplemeet-review/ unbedingt personlich treffen – und hatte davor wirklich Herzklopfen“, sagt Sophie gegenuber FOCUS Online.
Die Paartherapeutin Alexandra Hartmann kennt viele Falle, in denen schon Verliebtheitsgefuhle aufkamen, bevor sich die spateren Partner zum ersten Mal live und in Farbe gesehen hatten. Allerdings macht sie dabei eine wichtige Unterscheidung: namlich zwischen Verlieben und Liebe. „Verlieben ist ein sehr emotionaler Prozess, bei dem man manchmal gar nicht so genau sagen kann, worin man sich eigentlich verliebt hat“, sagt sie im Interview mit FOCUS Online.
Lass mich daruber erzahlen Verlieben ist eine Projektion
Nach ihrer personlichen Definition sei es dagegen in der Liebe so, dass man den anderen schon ein bisschen kennen musse, seine Starken wie seine Schwachen. Dann erst entscheide man sich bewusst und im Ganzen fur eine Person. Die Psychologin halt es daher nicht fur moglich, jemanden zu lieben, solange man nur aus dem Internet kennt. Verlieben sei dagegen keineswegs ungewohnlich – und die Chancen stehen sogar besonders gut.
Alexandra Hartmann erklart: „Verlieben ist fur mich eigentlich eine Projektion. Wir haben alle bestimmte Sehnsuchte, und dann lernen wir jemanden kennen, der diese Sehnsuchte zu erfullen scheint.“ Beim Online-Dating konne das etwa ein bestimmter Typ sein, den wir aufgrund seiner Bilder anziehend finden. Oder auch das Gefuhl, gehalten und aufgefangen zu werden: Lesen wir in den Texten etwas, was uns dies zu versprechen scheint, reiche das oftmals schon aus – und wir verlieben uns.
Beim Online-Dating fehlen ein paar Sinneskanale
Ein Nachteil bei der Partnersuche im Internet: Wenn wir jemanden etwa in einer Bar kennenlernen, horen wir den Klang seiner Stimme und nehmen seinen Geruch wahr – was oftmals wichtiger ist, als wir glauben. „Beim Online-Dating fehlen ein paar Sinneskanale. Und je mehr Kanale mir zur Verfugung stehen, um den anderen wahrnehmen zu konnen, desto sicherer ist es“, sagt die Paartherapeutin. Denn das Risiko, enttauscht zu werden, ist immer gro? – dies gelte allerdings auch fur die fluchtige Bar-Bekanntschaft, die man erst einen Abend lang kennt.
So wurde auch in Sophies Fall der Sprung vom Internet in die Realitat leider zur Bruchlandung: Beim Date stellte sich heraus, dass Konstantin eine unangenehm hohe Stimme und ein hysterisches Lachen hatte. „Ich dachte mir schon nach den ersten Sekunden: Oje, das war wohl nichts“, erzahlt Sophie. Trotzdem gingen sie zusammen ins Kino und verabschiedeten sich anschlie?end hoflich voneinander.
Man sollte fur alle Moglichkeiten offen sein
Auch nach dem ersten Treffen lauert noch die Gefahr, unsanft aus den Wolken zu fallen, denn erst mit weiteren Dates lernt man sich schlie?lich naher kennen. „Ich kann naturlich auch noch nach zehn Dates oder wenn ich schon mit ihm zusammen gezogen bin, enttauscht werden – wenn ich Dinge an ihm kennenlerne, die mir vorher nicht so bewusst waren“, sagt Alexandra Hartmann.
Man habe immer gewisse Vorstellungen von einer Person, und wenn sie diese nicht erfullt, dann sei das enttauschend. Aber man musse damit umgehen lernen. „Es ist ein naturlicher Teil des Kennenlern-Szenarios“, sagt die Therapeutin. Beim Online-Dating rat sie dazu, die Erwartungen von vornherein nicht ganz so hochzuschrauben – aber dennoch nicht mit ubergro?er Skepsis zum ersten Treffen zu gehen. „Man sollte einfach wach sein und offen fur alle Moglichkeiten: dafur, dass es in Begeisterung mundet oder in Enttauschung – und alles dazwischen.“
Online kann man sich wesentlich mehr vormachen
Ein weiterer Tipp von Alexandra Hartmann: das erste Date nicht zu lange rauszogern, sondern sich moglichst bald auf mehreren Sinneskanalen ein Bild machen, um zu sehen, ob die Chemie stimmt. „Denn online kann ich mir wesentlich mehr vormachen, als im realen Leben“, so die Therapeutin. „Manche haben auch eine richtige Angst, entzaubert zu werden.“
Doch es kann sich auf jeden Fall lohnen, die Angst zu uberwinden und den Schritt zum Offline-Date zu wagen: Alexandra Hartmann kennt viele Paare, die sich online kennengelernt haben und heute eine erfullte Beziehung fuhren. Und vielleicht hatten sie sich gar nicht erst verabredet, wenn nicht schon eine gewisse Verliebtheit und Anziehung dagewesen ware – auch wenn das erst der Anfang war.